Warum sprechen wir vom „NSU-Komplex“?

Die Gruppe, die sich als Nationalsozialistischer Untergrund (kurz: NSU) bezeichnete und die unmittelbaren Gewalttaten beging, ist nur ein Teil des Problems. Es gab zusätzlich weitere Menschen, Institutionen, Bedingungen und Handlungen, die die Gewalt umgaben, ermöglichten, verschleiern oder ihre Aufklärung verhindern. Diese sind Teil des Skandals rund um den NSU.

Der Begriff „NSU-Komplex“ fasst daher neben der Gruppe NSU auch diese Menschen und Aspekte.

Dazu gehören unter anderem die Ermittler*innen, welche die Verstorbenen, die Überlebenden und ihre Angehörigen verdächtigten, sie jahrelang einschüchterten und demütigten. Dazu gehören die Journalist*innen, die diese Verdächtigungen in ihren Berichten wiederholten, weiteres dazu erfanden und all dies verbreiteten. Dazu gehören die Mitarbeitenden des Verfassungsschutzes, die Neonazis beschäftigen und deren Netzwerke mit Geld versorgen. Dazu gehören all jene, die Akten zum NSU und dem NSU-Komplex vernichteten oder verschlossen. Dazu gehören die Einrichtungen (z.B. Untersuchungsausschüsse, Staatsanwaltschaften oder Gerichte), die genau diesen Komplex nicht sehen wollten und somit eine Aufklärung verhindern. Dazu gehören die Regeln und Routinen in den Institutionen, die all dies ermöglichten. Dazu gehören Wissenschaftler*innen, die rechte Gewalt verharmlosen oder leugnen. Dazu gehört Rassismus bei all diesen Menschen und in diesen Einrichtungen. Dazu gehören all jene Menschen, die etwas mitbekamen, aber schwiegen oder wegsahen.

All dies ist Teil des Problems weswegen wir vom „NSU-Komplex“ sprechen.

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